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Warum Sprache in der Kommunikation nicht alles ist

Manchmal, da wissen wir ganz genau, dass unser Gegenüber nicht die Wahrheit sagt. Wir merken vielleicht, dass es ihm nicht gut geht, er aber sagt "Alles super!". Oder wir spüren instinktiv, dass jemand lügt.

 

Woran liegt das? Das liegt daran, dass wir nicht nur über die Sprache kommunizieren, sondern auch auf vielen anderen Ebenen.

 

Nicht jeder kann diese anderen Facetten der Kommunikation gleich gut wahrnehmen, da sind wir alle sehr unterschiedlich.

 

Heute soll es aber nicht unbedingt um den Facettenreichtum von Kommunikation gehen, sondern um eine wirklich wichtige, große und vielschichtige Facette: die Stimme.

 

Unsere Stimme beeinflusst unsere Kommunikation in großem Maße – ich glaube, hier muss ich niemandem mit Beispielen kommen, das erfahren wir selbst jeden Tag. Und so altbacken und abgegriffen die Weisheit "Der Ton macht die Musik!" auch ist, sie stimmt einfach. In der Stimme äußert sich unser ganzes emotionales Empfinden. Das können wir auch nur bedingt beeinflussen und vielleicht ist das auch gut so.

 

Man muss hier allerdings unterscheiden zwischen dem allgemeinen Gebrauch der Stimme und dem situativen. Es gibt Menschen, deren grundlegende innere Spannung führt zu einem sehr gepressten Stimmgebrauch. Wir empfinden solche Stimmen meist als "schneidend". Menschen, die tendenziell entspannt sind, sprechen automatisch tiefer. Jeder Mensch in unserem Umfeld geht je nach Wesensart anders mit seiner Stimme um. Jeder hat einen ganz individuellen Klang seiner Stimme, den wir kennen, wiedererkennen und als für diese Person als "normal" oder "typisch" definieren würden.

 

Dann gibt es aber noch diese situativen Veränderungen der Stimme. Und um die geht es mir heute. Gerade in kommunikativen Momenten, in denen sich die Stimme (plötzlich) verändert, passiert ganz viel. Die Stimme ist so wichtig, weil wir manchmal mehr erkennen und erfahren, als über die reine Sprache. Manchmal erzählt die Stimme eine komplett andere Geschichte, als die Worte.

 

Je größer die Diskrepanz zwischen textlichem Inhalt und stimmlichem Ausdruck, desto schwieriger wird es für uns zu erkennen, was unser Gegenüber tatsächlich sagt. Die Sprache sagt "Mein neuer Job ist total super, tolles Team... nein, ich bereue es überhaupt nicht..." und die Stimme sagt uns "Ich bin unsicher. Ich bin müde. Ich zweifle." – wem schenken wir nun Glauben? Dem, was wir quasi "schwarz auf weiß" haben, den Worten? Oder dem Hören und Einordnen der Stimme?

 

Wenn ein Mensch "Ja" sagt und dabei den Kopf schüttelt, glauben wir dem Kopfschütteln mehr, als dem gesprochenen "Ja". Ich finde das bemerkenswert, denn es zeigt uns, dass das Sprechen nicht unbedingt die überzeugendste aller Kommunikationsarten ist.

 

Gründe für diese Diskrepanzen kann es viele geben und darum lohnt es sich oft, genau hier einzuhaken. Manchmal wird es dem Verständnis helfen und vielleicht auch dazu führen, dass sich am Ende wieder alles "stimmig" anfühlt.

Umgekehrt können wir uns selber prüfen, ob bei uns die innere Stimme mit der, die da plötzlich losredet eins ist.

 

Auch im übertragenen Sinn geht es um die Stimme, seine Stimme zu finden. Und das haben wir häufig, wenn wir uns beruflich mit Kommunikation befassen. Die bewusste Frage, welche Stimme möchte ich einem Unternehmen bzw. einer Marke geben? Wie spricht sie, er oder es zu den Menschen? Welcher Mensch wäre die Marke? Wie würde dieser Mensch sprechen? Das ist ganz entscheidend für die Nähe, für die Authentizität und am Ende auch für die Glaubwürdigkeit. Der Inhalt muss mit der Stimme in Einklang sein, alles andere ist nicht von Dauer. Wir vertrauen Menschen genau dann, wenn wir Ehrlichkeit und Offenheit wahrnehmen. Dasselbe gilt auch für Marken. Ich vertraue einem Unternehmen z.B. dann, wenn ich merke, dass es stimmig ist, wie es was es sagt und tut. Oft erkennt man eine verstellte Stimme auch daran, dass sie unsicher wird, weil sie sich auf inhaltliches Glatteis begibt.

 

Natürlich kann man auch ganz bewusst die Stimme einsetzen, um dem Gesagten Ausdruck zu verleihen. Dann kann der Zuhörer meist genau wahrnehmen, was unsere Intention ist. Die unbewusste Stimmfärbung hingegen sagt uns oft das, was ungesagt bleiben soll. Und gerade deshalb kann es uns in der Kommunikation oft weiterhelfen – wenn wir die Ohren spitzen und gut hinhören.