Manchmal kann man sich wirklich gruseln. Zum Beispiel wenn man Nachrichten schaut. Wenn man Zeitung liest. Oder wenn man Einklaufen geht.
In letzter Zeit bemerke ich nicht nur in der medialen Kommunikation, sondern auch in der Sprache der Menschen im Alltag eine Entwicklung hin zu harten, manchmal sogar aggressiven Worten.
"Ey Alter, fick Dich doch!", "Du Masken-Nazi!", "Sie, Sie haben sich vorgedrängelt. Sie haben genau gesehen, dass ich hier stehe. Das ist eine Unverschämtheit!". Nein, das sind keine fiktiven Beispiele. All das habe ich gehört und gesehen.
Echt jetzt? Ist das die Art und Weise, wie man miteinander umgeht? Wenn man sich noch nicht mal kennt?
Von der Kassiererin im Drogeriemarkt über den schimpfenden Mann an der Ampel, den Postboten oder die beste Freundin.
Sie alle benutzen Sprache als Waffe. Oder als Schutzschilder. Die Nerven sind dünn. Der Kopf überlastet. Die Zunge sitzt locker. Und die Selbstbe-herrschung ist dahin.
Ja, jeder flippt mal aus. Nicht jeder hat sich zu jedem Zeitpunkt verbal im Griff. Aber wenn wir kollektiv ausflippen, dann wird es sehr unschön. Und dann ist das eine echt beachtliche verbale Sprachspirale des Grauens. Ein Wortgemetzel. Nein, das kann keiner wollen.
Mit verbaler Härte zu reagieren ist verständlich. Aber es hilft nicht. Helfen würde ein kommunikatives Gegengewicht. Eines, das Verständnis signalisiert. Eine Sprache, die Menschlichkeit erkennen lässt. Eine Wortwahl, die respektvoll ist, auch wenn sie kritisiert oder sich beschwert.
Nein, wir werden dadurch nicht alle zu Weicheiern, die der Realität nicht ins Auge schauen können. Wir werden zu Menschen, die auf der einen Seite wissen, wie es um uns herum aussieht, die sich davon aber nicht mitreißen lassen, sondern ein positives verbales Gegengewicht setzen. Ich würde gerne sagen "Seid nett zueinander!" – aber das klingt nach "50er Jahre- Kinder- Streit- schlichten".
Sprache ist immer da. Sie ist überall. Und sie hat mehr Macht, als wir glauben. Darum ist es gerade in schwierigen Situationen wichtig, sich dessen bewusst zu sein und danach zu handeln.
Das gilt nicht nur für uns in unserem Alltag.
Das gilt auch für all diejenigen, die mit Worten und Sprache ihr Geld verdienen.
Und das sind eine ganze Menge.