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Wie man gut Kritik übt – 5 Tipps, wie wir es besser machen können

Ich sag es, wie es ist – gute Kritik kann ein wahrer Segen sein. Leider findet man sie nicht so häufig. Kritik haftet oft etwas Negatives an. Dass man selbst oder etwas nicht gut genug ist.

Zu Unrecht, wie ich finde.

 

Aber von vorne: was ist Kritik? Und noch viel interessanter: was ist gute Kritik?

 

Der Duden äußert sich dazu vielfältig. "[fachmännisch] prüfende Beurteilung und deren Äußerung in entsprechenden Worten" – das ist meiner Ansicht nach eine sehr gute Umschreibung. Eine neutrale. Eine offene. Eine, die Kritik nicht in die Ecke stellt.

 

Ich definiere gute Kritik als eine, die um einer Sache Willen geäußert wird. Im besten Falle nur um der Sache Willen. Sobald persönliche Animositäten, Machtkämpfe oder Antipathien mit einfließen, bewegen wir uns schon auf dünnem Eis.

 

Kritik, die um einer Sache Willen geäußert wird, kann sehr bereichernd wirken. Sie öffnet die Tür zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema, mit dem Gegenüber. Ich kann meine Sichtweise einbringen, höre mir Gegenargumente an. So kann etwas entstehen. Man lernt dazu, andere auch. Wir können daran wachsen. Wenn wir es wollen.

 

Kritik fußt vor allem in kreativen Bereichen häufig auf dem "Not-invented-here-Syndrom". Wie der Name schon sagt, fällt es manchen Menschen schwer, gute Ideen gelten zu lassen, wenn und weil sie nicht selbst darauf gekommen sind. Eine Kritik, die ich nicht gelten lasse.

 

Aber wie übe ich gute Kritik? Indem ich mich und meine Beweggründe ehrlich hinterfrage, bevor ich jemandem meine beurteilenden Worte mitteile. Was ist meine Intention? Warum kritisiere ich bestimmte Punkte? Aus Erfahrung? Aus Wissen? Oder weil ich mit meinem Gegenüber ein anderes Thema habe, das ich nun über meine Position als Kritiker*in ausagiere? Zum Beispiel weil ich sauer bin, dass derjenige meine Ideen nie gelten lässt? Oder weil ich seine Art zu reden schrecklich finde? Klingt banal, ist aber nur allzu oft der Fall.

 

Wenn ich es schaffe, die Idee oder Arbeit von der Person zu abstrahieren und sie als das zu sehen, was sie ist, bin ich in der Lage, gute Kritik zu üben. Eine, die etwas besser macht. Klingt, als fände ich das einfach. Nein, das tue ich nicht. Denn das ist es nicht. Tatsachen und die damit verbundenen Gefühle, Meinungen und Vorbehalte zu abstrahieren ist schwierig. Und wir müssen das auch nicht zu jeder Zeit perfekt umsetzen. Es reicht schon, wenn wir uns – bevor wir den Mund aufmachen oder hastig eine emotionsgeladene E-Mail schreiben – fragen, was wir erreichen wollen, warum wir das gerade jetzt so sagen wollen und ob dieses Warum wirklich der wahre Beweggrund ist. Damit ist viel gewonnen. Für mich und mein Gegenüber.

 

Wenn ich mir Zeit nehme das zu reflektieren, wird sich auch meine Art zu sprechen oder zu schreiben verändern. Sie wird offener, zielgerichteter und konstruktiver – das eröffnet den Austausch, die Diskussion, sorgt für gegenseitiges Verständnis.

 

Ja, manchmal reicht´s mir auch. Und dann geht das Ein oder Andere relativ ungefiltert in den Äther. Ist so. Wir sind Menschen. Das passiert. Aber genau deswegen hilft es, sich ab und zu daran zu erinnern, dass wir selbst auch gerne inhaltlich und nicht persönlich kritisiert werden und es das nächste Mal einfach besser machen wollen.

 

Wie wir besser Kritik üben – 5 Tipps:

 

1. Die eigene Intention hinterfragen – warum kritisiere ich das? Was sind meine Beweggründe? Sind Sie sachlich begründet oder zwischenmenschlich? Habe ich mit der- oder demjenigen ein anderes Thema am Laufen, das meine Urteilsfähigkeit beeinflusst? Was stört mich wirklich? Ist es etwas, das ich wirklich aus-, bzw. ansprechen muss? Macht es irgendetwas besser? Hilft es? Ist es überhaupt eine Sache, die mich "etwas angeht"?

 

2. Nicht sofort reagieren – im akuten Kritikhagel liegt selten die beste Lösung. Lieber ein paar Mal tief durchatmen, den Raum wechseln, ein paar Schritte an der frischen Luft gehen oder eine Nacht darüber schlafen. Meist ändert sich dadurch die Perspektive und wir können besser formulieren, was wir wirklich sagen wollen.

 

3. Das "Wie" überdenken – ist das die beste Art und Weise, in der ich das sagen kann? Was möchte ich beim anderen bewirken? Sind meine Worte dafür geeignet?

 

4. Das Timing überdenken – zwischen Tür und Angel kritisiert es sich genauso schlecht, wie unter Volldampf. Darum lieber um ein kurzes Gespräch in Ruhe bitten, bei aufgeladener Stimmung den Termin lieber auf den nächsten Tag verschieben. 

 

5. Die Tür öffnen – wenn ich jemanden anblaffe, unqualifiziert kritisiere, ihr oder ihm alles vor die Füße werfe, dann passiert meist eins: ein konstruktives Gespräch wird unmöglich. Stattdessen offen bleiben für einen Austausch, für die Sicht des Gegenüber, für eine echte Auseinandersetzung. Bereit sein, nicht nur selbst zu reden, sondern auch wirklich zuzuhören. Manchmal sind die Dinge anders, als man denkt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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